Fernand Léger. Das Schöne ist überall

Fernand Léger. Das Schöne ist überall

Dienstag 23 Mai 2017

Eine Ausstellung zum 40. Geburtstag des Centre Pompidou in Kooperation mit Bozar, Palais des Beaux-Arts, Bruxelles

Sein Sujet war die Stadt, seine ganze Aufmerksamkeit galt den Umbrüchen seiner Zeit, und er gehört bis heute zu den berühmtesten Künstlern, die das Abenteuer der Moderne wagten. Ob kubistische Avantgarde oder kommunistisches Engagement – ein zentraler Gegenstand von Légers Malerei war stets der durch Maschine und Massenproduktion veränderte Mensch. Doch über diese starken Bilder hinaus hat er ein vielseitiges und dabei kohärentes Werk hinterlassen, das sich jeder Kategorisierung entzieht.

„Das Schöne lässt sich nicht katalogisieren, hierarchisieren. Das Schöne ist überall, in der Anordnung einer Reihe von Töpfen vor einer weißen Wand ebenso wie im Museum“ . Diese Worte des Künstlers sind gleichsam Ode an die Freiheit des Blicks, eine Absage an das Diktat des akademischen Geschmacks und jede Hierarchie zwischen Kunst und Alltag. Légers Arbeiten sind ebenso Bestandsaufnahme der pulsierenden, farbenfrohen Moderne und ihrer ästhetischen Wirkmacht wie auch der Herausforderungen, vor die sie die Künstler stellte.

Die Retrospektive Fernand Léger, das Schöne ist überall versteht sich als Gesamtschau der vielgestaltigen Laufbahn des Künstlers und zeigt aus einer ganz neuen Perspektive, wie es ihm gelang, in der Auseinandersetzung mit dem bunten Treiben der Welt und der Öffnung zu anderen künstlerischen Disziplinen die Malerei neu zu erfinden. Léger illustrierte Bücher, schuf Bühnenbilder und Wandgemälde, wandte sich dem Experimentalfilm und der Fotomontage zu – und blieb dabei immer Maler. Und wie kaum ein anderer moderner Künstler verstand er es, enge Bande zu anderen Kreativen aus Architektur (wie Le Corbusier, Charlotte Perriand, Paul Nelson), Film (z.B. Abel Gance, Marcel L'Herbier, Sergei Eisenstein), Tanz (Jean Börlin), Musik (etwa Darius Milhaud, Arthur Honegger) und Dichtung (u.a. Blaise Cendrars, Wladimir Majakowski) zu knüpfen. Die thematisch organisierte Ausstellung umspannt ein fünfzigjähriges Künstlerleben und ist damit Spiegel der sich seinerzeit neu erfindenden Malerei. Befeuert durch die Vitalität seiner Epoche, suchte Léger mit seinem Werk, den vorgegebenen Rahmen zu verlassen, um Kinoleinwand, Bühne und die Mauern der Stadt zu erobern.
Sein disziplinenübergreifender Ansatz galt nicht nur der Suche nach einer neuen Formensprache, sondern war auch Ausdruck eines politischen Engagements, eines Strebens, Kunst und Alltag zu verbinden und so möglichst viele Menschen zu erreichen.



Das Gerüst der Ausstellung bilden zahlreiche Werke aus den Sammlungen des Musée national d'art moderne, Centre Pompidou, in Paris, ergänzt durch Meisterwerke aus großen öffentlichen und privaten Sammlungen weltweit. Anhand eines umfangreichen Korpus dokumentarischen Materials zeigt die Retrospektive außerdem weitere Facetten von Légers Schaffen auf, der auch Autor von Grundlagentexten über die Malerei und seine Zeit war, begeistert und viel reiste und als Lehrer in seinem Atelier Hunderte von Künstlern ausbildete.

Zwanzig Jahre nach der großen Retrospektive in Paris würdigt nun das Centre Pompidou-Metz diese herausragende Persönlichkeit aus den Reihen der Avantgarde. Die Ausstellung Fernand Léger. Das Schöne ist überall, deren Schauplatz ein durch seine Industriegeschichte geprägter Standort ist, bildet einen Höhepunkt in der Veranstaltungsreihe zum 40. Geburtstag des Centre Pompidou in Paris und macht die Gemeinsamkeiten zwischen dem humanistischen Denken des Künstlers und den zentralen Aufgaben der Institution sichtbar, namentlich die Offenheit für alle Formen kreativen Schaffens, das Streben nach einer Kunst für alle und den Wunsch, das Moderne mit dem Populären zu versöhnen.

 
 
 
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